"Im Dialog mit Landschaft"

Jochen Meyder

07. 04. 2024 bis 28. 04. 2024

 

"Lightscapes"

Christine Dohms

25. 02. 2024 bis 17. 03. 2024

 

"Vielschichtig"

Jahresausstellung der Kunstschaffenden

14. 01. 2024 bis 11. 02. 2024

 

 

 

Ausstellungsbericht im Schwäbischen Tagblatt vom 02.02. 2024

Helmut Anton Zirkelbach
Einführung zur Ausstellung „Vielschichtig“ der Pupille-Galerie RT
14.01. – 11.02.2024
Vielschichtig meine Damen und Herren,
Vielschichtig ist diese Jahresschau der Kunstschaffenden der Pupille-Galerie übertitelt und ehrlichgesagt hat mich der Begriff weder aus dem Sessel gerissen noch hinter dem Ofen hervorgeholt. Nun denn, aber es wurde sozusagen demokratisch per Doodle unter der Mitgliedschaft abgestimmt und unter verschiedenartigsten Begriffen, hat die Vielschichtigkeit das Rennen gemacht.
Dabei sollte doch ein guter Ausstellungstitel immer mehrdeutig und sich vielleicht den Erwartungen der Besucher etwas widersetzten. Aber gut……
So umfasst der Titel der Ausstellung „Vielschichtig“ die große Bandbreite der hier gezeigten Exponate. Er steht aber wohl auch für Abwechslungsreich, für Verschiedenartig und vielseitig, ebenso auch für facettenreich und mehr- oder vielfarbig und für komplex und all dies auf den unterschiedlichen Stufen zur Vervollkommnung.
So lassen sie mich heute einen kurzen Blick auf die künstlerische Entwicklung oder eine kleine Bestandsaufnahme der Kunstschaffenden unserer Region wagen. Im Grunde stehen immer regionale und nationale Begebenheiten den globalen Ereignissen gegenüber und natürlich können, sowohl nationale und auch globale Ereignisse und Krisen immer auch für eine künstlerische Auseinandersetzung sorgen und ich erinnere hier an die äußert gelungene Bleistiftzeichnung von Regine Krupp-Mez vom letzten Jahr, auf der ein Panzer eine Blumenwiese überrollt, mit dem schönen Titel „In Nachbars Garten“ . Mit so einem Blatt gelingt es regionale Verwurzelung mit einem globalen Ereignis auf eigensinnige und wunderbare Weise zu verknüpfen.
Schaut man aber weiter und tief in die Künstlerrunde der Region, so stellt man schnell fest, eine spezifische Kunst der Region Neckar-Alb und auch darüber hinaus gibt es nicht und kann es gar nicht mehr geben, denn die Kunstszene hier wie dort und anderswo ist beeinflusst durch überregionale Einflüsse, geprägt durch zahlreiche Reisen, bewegen sich viele Künstlerinnen und Künstler global.
Künstlerinnen und Künstler studieren heute in Stuttgart, leben aber in Berlin, oder umgekehrt, man studiert in Düsseldorf und lebt in New York, oder studiert gar nicht und lebt in Kohlstetten.
Die Zeiten, in denen eine gewisse formale Ausdrucksweise sich durch regionale oder ortsbezogene Spezifika nachvollziehen lassen, berufen sich vielleicht noch auf eine Kunsthochschule oder auf einen Professor oder Professorin, aber auch so etwas wie die sogenannte Leipziger Schule, ist längst passé und war mehr eine kommerzieller Hipe, als denn eine ortsbezogene Stilrichtung. Zu dem kommt, dass sich Künstlerinnen und Künstler zunehmend im Internet, in den sozialen Medien mit ihren Werken, Ideen und Interessen präsentieren und sich somit ein Stück weit versuchen Marktunabhängig machen……hmmm, geht das überhaupt?
Die regionale, nationale und internationale zeitgenössische Kunst zeichnet vielleicht aus, dass zahlreiche ihrer Vertreter medial vielfältig arbeiten, Ein David Hockney fertigt genauso Bilder mit dem Iphone an, wie der hiesige aus Reutlingen kommende Friedhelm Wolfrat. So fließen unterschiedliche Elemente des Alltags in ihre Werke mit ein und werden in Form von Aktionen, Performances oder Environments integriert. In unserer Galerie vielleicht am radikalsten mit den Werken von Ulrich Koch vertreten. Solche Dinge wie er bereit ist auszustellen, wie einen Brotbackofen und all seine Zutaten, sind nicht neu, aber sie sind heute ein selbstverständlicher Akt der Auseinandersetzung, zumindest mehr auch regional als vor 30 Jahren. Es werden also heutzutage mehr Prozesse und Resultate hinterfragt als je zu vor, immer im Hinblick auf ihre Bildtauglichkeit, das macht es alles dem Betrachter nicht einfacher, wohl aber vielfältiger und vielschichtiger, der Dschungel wird zwar dichter und undurchdringlicher, aber auch reicher.
Doch nun Schluss mit meinen Hin- und Her Überlegungen, die zu nichts führen. So starten wir wie jedes Jahr im vorderen kleinen Raum mit durchaus ungewöhnlichen Kunstwerken und Instillationen.
Den Reigen eröffnet Gudrun Heller-Hoffmann mit einer ihrer eigensinnigen Fotoarbeiten auf Alu-Dibond. Drunter und Drüber heißt diese und zeigt verschiedene Ebenen die sich übereinander und voreinander schieben, eine dunkle schwarze Schicht bricht auf und gibt Schichten darunter frei, was genau vorne und hinten liegt, ist nie so ganz klar, außer der dreieckigen Roten Form, diese steht wohl am Bildrand platziert, aber eindeutig klar im Vordergrund.
Gleich daneben ein Bild auf Leinwand von Ingrid Swoboda, den Farbausläufern auf dem Bild zufolge, war es nicht immer während des Malprozesses ein Hochformat, wie jetzt. Mit verdünnter grauer Farbe setzt die Künstlerin figürliche Flächen, wie Schattenfiguren ins Bild. „Letzte drei Generationen“ betitelt die Künstlerin diese Arbeit und nimmt damit Bezug auf die sogenannte „Letzte Generation“, ein Zusammenschluss von Klimaaktivisten und Menschen die zum zivilen Ungehorsam aufrufen. Während eine Figur im Hintergrund verschwindet und sich schon völlig in Auflösung befindet, steht eine weiter graue Figur am rechten Bildrand, den dunkelgrauen Kopf zu Seite geneigt. In der linken Bildhälfte ersteht eine neue, unbehandelte, allerdings ebenso Armlose und somit vielleicht zu Taten unfähige Figur in reinem Weiß.
Es folgt ein großer Installationsschrank von Jochen Meyder mit dem Titel „Zeit“. Der Bildhauer versucht das Phänomen Zeit in Bilder, in kleine Bildzeitkapseln zu fassen. Wir Erdbewohner leben alle gleichzeitig und synchron zusammen und so sind wir alle auch Zeitgenossen, weil wir in der gleichen Zeit leben, obwohl wir alle unterschiedlich sind. Aber das Sonnensystem, in dem wir uns befinden und leben, ist das, was uns bestimmt. Kein Sonnensystem, aber eine Zeitkapsel mit System stellt uns Jochen Meyder hier vor, diese aufklappbare Zeitkassette beinhaltet, viele weitere kleine Kästchen, angefüllt mit aufgefundenen, gesammelten aus der Zeit gefallenen alten
Gegenständen, wie der Buchdeckel einer Bibel, einer Kabelabdeckung aus Messing, einem alten rostigen runden Eisenring, immer kombiniert mit einer oder mehreren weißen Tonfiguren, hockend, stehend, liegend, meist Nackt die menschliche Figur beschreibend. Ein Schrank, mehr ein Schrein, auf der Spur nach der verlorenen Zeit? Jedenfalls immer spannend, die einzelnen Kästchen, die einzelnen Erinnerungen und Vorstellungen herauszunehmen und dahinter neue Geschehnisse in dem Zeitgedächtnis zu entdecken!
Fragil 1 und Fragil 2 sind die beiden Arbeiten von Brigitte Tharin überschrieben, ein Stück alter Eichenbalken, wohl 230 Jahre alt, in Schichten geschnitten und wieder zusammengefügt, steht auf weißem Sockel. Ist das nicht ebenso ein Sinnbild für Zeit? Einmal gab dies Stück Balken einem Ganzen, größeren Gefüge wie einem Haus halt, war Stütze und sorgte für Stabilität und Sicherheit.
Das vielschichtig Graue Bild daneben und dahinter, zeigt zwei gestrichelte Türme oder Balken, der eine angedeutet durch schwarze Schraffurreihen auf grauem Grund, steht gerade, eine zweite Form sscheint sich geradezu aus der ersten heraus zu entwickeln , ragt weiter nach oben und nach unten und läuft schräg nach links auf weißlichem, deutlich hellerem Grund. Die Künstlerin sagt: „Auch Türme, in ihrer stabilen Vielschichtigkeit, geraten ins Wanken…angesichts des globalen Wandels und der bedrohlichen Klima-Situation. Der Glaube an ein tragfähiges Gefüge, der uns Vielfalt und Vielschichtigkeit stabilisiert, wird fragil“.
Die Erfindung des Papiers wird dem chinesischen Hofbeamten Tsai Lun zugeschrieben und auf das Jahr 105 nach Christus datiert. Nicht aus China aber aus Japan kommt die Künstlerin Izumi Yanagiya und lebt schon sehr lange hier in unserer Region. Ihre Papierarbeit zum Thema visualisiert einen „Wasserfall“ bestehend aus handgeschöpften japanischen Papier, ein herrliches Chaos aus über 100 von Hand gedrehten Papierbahnen, stürzen die Wasserfluten aus Papier in breiteren und dünnen Bewegungsspuren von oben herab. Ihre Arbeit ist datiert auf das Jahr 2023 nach Christus.
In vielen Schichten, in vielen Schichten trägt die Künstlerin Renate Zeeden das Gestein des weißen Carrara-Marmors ab, um an so ein Spindelform zu gelangen. Zunächst rückt die Künstlerin dem Marmor mit der Flex und Hammer und Meißel zu Leibe, und zum Schluss poliert sie ihn mit Schleifpapier, verwendet dazu eine Körnung von 40, also recht grob, bis hin zu feinsten Körnungen von 1200 und mehr. Alles in allem eine Arbeit die nicht von heute auf morgen geschieht, sondern ein langsamer und langwieriger Prozess.
Dornröschen sticht sich an einer Spindel, um in einen 100-jährigen Schlaf zu fallen, die Müllerstochter im Rumpelstilzchen muss Stroh zu Gold spinnen und bei Frau Holle spinnt die fleißige Tochter, bis ihr die Hände bluten. Und man mag sich die Künstlerin dazu vorstellen, wie sie um den Stein tanzt und singt: „Heute Back ich, morgen Brau ich…übermorgen hol ich der Königin ihr Kind“.
Und nochmals geht es im ersten Raum um den Begriff Zeit, „Das Brot der Zeit“ übertitelt Ulrich Koch seine aus mehreren verschiedenen Mehlen, Getreidesorten, Mahlgrade, dazu Sauerteig, Hefe, Wasser, Salz, einer Waage und Backutensilien bestehenden Installation. Das Ganze wirkt zunächst so, als hätten wir vergessen aufzuräumen und es stünden noch die letzten Überreste des letzten Backfestes von Renate Zeeden herum. Doch die beiden eingerahmten Backfolien lassen einen anderen Schluss zu. Der Künstler sagt: Die Idee ist, zu jedem Ausstellungs-Wochenende mindestens ein Brot zu backen, das dann von den Besucherinnen der Ausstellung verzehrt werden kann. Eine schöne Idee. Ein Text ist der Installation beigelegt, in Form eines Gedichtes dessen erste Zeilen ich ihnen vorlesen will:
„Brot der Zeit
ewiges Gras, gewachsen aus
dem Boden, der dünnen nährenden Haut der Erde
Erdzeit - lebendiger Organismus uralt
wachsend Schicht um Schicht,
durchwoben vom Geflecht der Pilze,
Asseln, Würmer, Käfer, Lebendigkeit
Humus, Kompost….“
Mein alter Begleiter Walt Whitman kommt mir mit seinen „Leaves of Gras“ bei diesen Zeilen in den Sinn und zeitgleich eine Textzeile des holländischen Musikers Bertus Borgers: „Peace and Love an Bread, turn out so hard to get!“
Ein Bild noch und der erste Raum ist Geschichte, sie werden es möglicherweise erst beim hinaus gehen bemerken und die Künstlerin Uta Albeck möge der Hängekommision verzeihen, das wir ihr Bild direkt über die Ein und Ausgangstüre gehängt haben. Ich sags ihnen dieses Mal war die Hängung dieser Ausstellung besonders schwierig, aber darum solls jetzt nicht gehen. Uta Albeck gibt uns mit einem Statement eine Art Anweisung zum Betrachten ihrer beiden Werke, ein Rotes befindet sich im Flur Draußen und das andere Grüne eben über der Eingangssituation. Sie sagt: „Draufschauen, Empfinden, wahrnehmen“. Rote Wellenlinien-Gebilde reihen sich unregelmäßig übereinander auf kräftig Saftgrünem Grund, Die roten Reihungen verdichten sich und werden Ausschnitthaft kontrastreich hervorgehoben, das Grün allerdings ist von gleichbleibend starkem Farb-Charakter.
Hätte ich im Vorfeld der Jahresausstellung eine Vorstellung dessen, was die Künstlerinnen und Künstler einliefern, dann hätte ich vielleicht einen Ausschnitt aus dem oberen Bild von Xenia Muscat gewählt, so wunderbar vielgestaltig ist es. Pflanzliches verbindet sich auf leichteste mit Formen der Architektur, Flächen schieben sich vor und hintereinander, Rotorangene Kleine Flächenstehen vor Grauen und Blaue komplementäre Flächen bilden einen Bogen aus Wasser, alles öffnet sich wie zu einem Fenster hin, Ornamentik und freie Malerei verbinden sich und laden ein auf eine wundersame Reise zu gehen. Und so heißt die kleine Eitemperamalerei auf Leinwand auch: Schichten und Geschichten der Raumzeit. Und wenn man es nicht
weiß, sieht mans nicht, ganze 19 Jahre Geschichte stecken in diesem Bild, angefangen 2002, fortgesetzt 2005 und nochmals überarbeitet 2021. Super!
Unmittelbar daneben ein großes Diptychon der Künstlerin Gabriele Seeger, Randgebiete so der Titel der Arbeit. Die Künstlerin spielt mit der ihr eigenen Farbigkeit, den mit weiß aufgemischten unterschiedlichen Blautönen, Formen erinnern an Landschaften, Häuser, Wege, entziehen sich aber sofort dem scheinbar wahrgenommenen, Rote Formen wie Hausdächer oder Plätze tauchen auf und bilden eine Art Mitte. „Radgebiete“ finden sich überall, sagt die Künstlerin, sowohl in der Großstadt, im Armenviertel oder einer Industrie-Brache. „Im Wechsel ihrer offen gehaltenen Malflächen und der brüchig darin eingestreuten grafischen Spuren bilden sie vielmehr Randgebiete verloren geglaubter Ichlandschaften aus, die die der immer melancholisch vibrierenden Mehrdeutigkeit, zwischen Erinnertem und einem Jetztsein allgemein entsprechen“, sagt Clemens Ottnadt.
„Nicht ungefährlich“ nicht ungefährlich ist der Titel der Arbeit von Ulrike Holzapfel, welche einen staken Kontrast zu den beiden Blauen Bildern von Gabriele Seeger bildet, einen wohltuenden staken Kontrast! Der leicht grünlichgelbe Grund changiert zwischen Zitronengeld, Kadmiumgrün und Payne´s Grau. Nach unten hin lichtet sich die Farbigkeit, alles flächig angelegt. Darüber graue Spuren, wie mit der freien Hand oder den Fingern gemalt. Kann das sein? Zu so einer freien Form gehört Mut, einfach so eine Bewegungsform mit der freien Hand hineinzumalen, die Farbe direkt an der Hand. Je länger ich draufschaue umso mehr erschließt sich mir der Titel, Nicht ungefährlich so eine Malerei, weil man schnell zu viel macht, weil es schnell vorbei ist mit dem strahlenden Hintergrund und das Grau sich rasch überall befindet, wenn man seinen Gefühlen freien Lauf lässt. Hier aber passt es, als würde nur das Wort Mut auf dem gelben Grund stehen, allerdings in einer uns nicht bekannten Sprache!
Stark farbige Malerei und daneben eine kleine Grafik hinter Glas, auch dass nicht ungefährlich, aber, es kommt immer darauf an, was die Grafik farblich und formal zu bieten hat, dann passt es wie in diesem Fall die kleine grafische Arbeit von Birgit Hartstein mit dem Titel „Ausblick“. Schiffskräne ragen in den Himmel und Menschen stehen an einem Aussichtspunkt oder einem Geländer. In zwei Farben gedruckt, per Siebdruck? In der Exponatenliste steht nur Mischtechnik, das hilft mir nicht wirklich, nun denn es schiebt sich jedenfalls Gegenständliches und ungegenständliches voreinander und ineinander, sehr reizvoll gemacht, eine Erinnerung möglicherwiese an eine Reise nach Hamburg?
Und noch eine kleine graphische Arbeit, ungewohnt für uns, weil so Gegenständlich und wenig Spraypaint. Helga Mayer zeichnet das Portrait einer jungen Tunesierin mit Tusche auf mehrere Folien und erreicht durch die übereinander Schichtung eine ungewöhnliche Tiefe und Lebendigkeit. Es liegen also die Schätze in unmitellbarster Nähe, wir brauchen nicht in die weite Ferne fahren und unbekanntes suchen, wir müssen nur die Schubladenschränke unserer Künstlerinnen und Künstler der Region durchforsten und stoßen fortlaufend auf wunderbar Neue Kosmen!
Eine zweite Arbeit von Izumi Yanagiya folgt zum Thema „Bedrohter Lebensraum der Eisbären“ deren vielschichtiges Eis, auf dem sie Leben und auf dem sie sich von Eisscholle zu Eisscholle bewegen wird, zunehmend weniger und durchaus fragend blickt uns der kleine Eisbär auf den unter ihm wegbrechenden Eis an. Einerseits der Wasserfall im Vorraum, mit seinem vielschichtigen Chaos und andererseits hier der kleine Eisbär auf der Eisscholle, beides Mal das Thema Wasser und immer hat e zwei Seiten, oder noch mehr, es ist gleichzeitig schön und bedrohlich.
Günther Sommer ist im letzten Jahr hinzugekommen zu unserer Künstlerschar und ich freue mich ihn heute offiziell Begrüßen zu dürfen! Herzlich Willkommen hier in der Pupille.
Seine beiden stark zeichnerisch geprägten großen Arbeit, die hier über dem Podest hängen, sind mächtig Energieaufgeladen, sind nicht Gegenständlich, aber auch nicht Ungegenständlich, wie eine Überlagerung, eine Übereinander Schichtung von Architekturelementen und sehr dynamisch würfeln sich Rahmen, Fenster und Gebautes in und übereinander, die eigenwillige Farbigkeit unterstützt dieses Räumliche Durcheinander noch zusätzlich! Helle Blaue Bahnen treffen auf Rote,
alles wirkt, als wäre ein starker Wirbelwind durchs Atelier gefegt, alle Fertigen und Unfertigen Bilder heftig durcheinander wirbelnd. Der Poltergeist aber ist der Künstler selbst, der seine Papiere und Leinwände extrem durch schnelles Zeichen und Handeln mit Energie auflädt. So passen auch die für beide Zeichnungen gleichen Titel:
loaded – reloaded I und loaded – reloaded II.
„Die Farben des Abendhimmels“ in vier Teilen auf schwarzem Grund, zeigt uns Margarethe List.
Was für ein Farbrausch! Die Künstlerin führt ihre Hand stets horizontal über das Blatt und kippt nur leicht ihre Handhaltung nach oben oder unten, während sie eine andere lasierende Farbe über die andere legt, alles ist wie bei Günther Sommer rasch angelegte Malerei, es ist reine Aktion zwischen dem Auge und der Hand und trotzdem überlässt Gretl List wenig dem Zufall, das Rot muss eine bestimmte Tönung haben, das Grün eine ganz bestimmte Strahlkraft und das tiefe Blau und Violet einen ganz bestimmten tiefen Glanz. Gretl List scheint den Abendhimmel in alle vier Himmelsrichtungen zu betrachten, und immer ist er anders!
Im flachen Land war ein Erwarten nach einem Gast, der niemals kam; noch einmal fragt der bange Garten, dann wird sein Lächeln langsam lahm. So Rainer Maria Rilke in einem seiner frühen Gedichte. Und mit dem ersten Satz, „Im flachen Land war ein Erwarten“ überschreibt die Künstlerin Christine Dohms ihre Fotografische Arbeit. Und doch wirkt diese, in ihren vielen Schichten übereinander gelegt, wie Malerei, es scheint mir als würde sich der ganze Tageslauf hier im Wasser spiegeln, Wasser, Blätter oder die Farbe der Blätter, Äste, Zweige, Baumstämme, alles ist da und doch nicht greifbar, wie eine
Erinnerung an die Natur, wie eine Erinnerung an Natur wie sie einmal war, oder sein sollte? Rilke sagt:
Und in den müßigen Morästen verarmt im Abend die Allee, die Äpfel ängsten an den Ästen, und jeder Wind tut ihnen weh.
In der oberen Ecke hier befinden sich noch vier kleine aus Stacheldraht und Seidenpapier gebaute Bootsformen, zwei so vehement unterschiedliche Materialen, wie es gegensätzlicher nicht geht. Es sind diese noch Überreste der Vorgängerausstellung von Renate Vetter, wenn sie diese nicht gesehen haben sollten, dann haben sie echt etwas versäumt! Die Bootsform dient der Künstlerin als Metapher für existenzielle Erfahrungen auf der irdischen Lebensreise. "Die ungewisse, gefahrvolle Fahrt übers Meer, mit unbekannten, nicht vorauszuahnenden lustvollen bis tragischen Ereignissen, denen der Mensch sich dabei zu stellen hat, ist eine Parabel auf die Unergründbarkeit des Lebensweges jedes Einzelnen. Sagt: E.A. Krämer
Mit „Sediment“ bezeichnet Elke Roth ihre in tiefdunklen Brauntönen gehaltene Malerei, Es geht ihr nicht um Landschaft, indem sie sie darstellt, sondern sie erfindet sie geradezu, indem sie Erde, Holz und Marmormehl, wie durch eine Sedimentation über-und- ineinander sickern lässt. Mit schöner Landschaft, auf Postkartenmotiven hat so eine Malerei nichts zu tun und dies sucht die Künstlerin auch nicht. Roth hat in ihren Beobachtungen Strukturen der Natur aufgenommen, um damit wesentliche Aussagen über sie treffen zu können und ein abstraktes Bild zu erschaffen und um mit Farbe, Linien, amorphe Flächen in poetischer Schönheit gleichsam einer vergessenen Landschaft aus einer anderen Welt zu erzählen.
Die Vielseitigkeit, im wahrsten Sinne des Wortes zeigt uns der kleine Siebdruck von Gisela List, hier direkt hinter mir. Aufgeschnitten, verdreht und in höchste Unordnung gebracht scheint mir diese Schachtel oder diese nicht mehr vorhandene Kassette in jedem Fall zu sein. Ein Band, gefaltet, verdreht und nicht mehr zum Ursprung rückführbar, so kommt es mir vor. Alles, was Zeichnung kann, perspektivische Verwirrung anstiften, ein Blatt überaus reizvoll zu beherrschen, einfach sein und doch das Auge nicht zur Ruhe kommen lassend, all das versammelt sich in diesem kleinen Siebdruck, danke dafür liebe Gisela!
„Gefangen“ heißt die hinter mir hängende installative Arbeit von Beatriz Schaaf-Giesser. Wir erkennen bei Betrachtung, das sich in diesem wunderschönen Vogelkäfig aus Holz, kein piepender und zwitschernder Vogel befindet, sondern eine aus zwei Kindertaschentüchern bestehende kleine Lunge.
Die Tüchlein gefaltet und gepresst, mit chirurgischem Faden verbunden und im Käfig angehängt, bilden diese zwei Lungenflügelchen.
Doch wenn die Lunge piept und zwitschert, dann ist nichts mehr lustig, dann ist es allerhöchste Eisenbahn! Entstanden ist diese Arbeit sagt die Künstlerin, zur ihrer
kürzlich vergangenen Einzelausstellung im Künstlerhaus in Saarbrücken. Und sie fragt: Gefangen – Wie frei sind wir?
Die Lunge als Darstellung des Lebens, vom ersten bis zum letzten Odem. Der Käfig das Außen, die Welt vertretend.
Gleich daneben ist „Schichtwechsel“ angesagt, Schichtwechsel nennt Gisela Achour ihre Leinwandarbeit. Die Farbschicht, die Malschicht wechseln auf der Leinwand. Im oberen Part des Bildes herrscht eine friedlich blaue Stimmung, der untere Part ist mit weiß überdeckt, das Blau mit weiß überdeckt, auf schwarzem Grund, alles mit Weiß überdeckt. Ins Weiß hinein legt die Künstlerin eine ganze Figurenschar von gesichtslosen Menschen, die irgendwie haltlos zu sein scheinen, mehr umherirrend und scheinbar nicht wissend was passiert, Zeit also für einen Schichtwechsel, in vielerlei Hinsicht!
Mit gleich drei kleineren Skulpturen ist Jochen Warth in der Ausstellung vertreten, eine hier direkt auf dem Boden vor mir, eine in der Nähe des Heizkörpers links von mir und eine weitere direkt hinter mir an der Wand platziert. Allen Arbeiten ist zu eigen das sie aus Stahl sind und allesamt den Eigensinn des Künstlers verkörpern. Er schneidet aus Stahlplatten die einzelnen Formelemente heraus und fügt sie anschließend zu einer räumlichen, mehrschichtigen Skulptur zusammen! So thematisiert der Künstler Masse und Raum, Ruhe und Bewegung. Klare Formen voller Harmonie, Rhythmus und Dynamik, immer ungegenständlich und geometrisch abstrakt.
Nicht in die Landschaft entführt uns Karl Striebel in diesem Jahr mit seinen drei übereinander angelegten „Schatten“- Bildern. Und so auch der Titel: „schatten“ dazu noch mit jeweils einer Art Kennziffer versehen, wie Schatten 131011813“ Ob sich dahinter ein Datum verbirgt? Raffiniert legt Striebel Schicht über Schicht, sei es mit Siebdruck, sei es mit der Hand gesetzte Farbigkeit, nicht nur auf dem Hintergrund und Bildträger, sondern auch auf dem in Distanz befindlichem Glas darüber setzt der Künstler schwarze, schattenartige architekturartige Flächen. Eine Art Stadtlandschaft entsteht, nichts aber ist geordnet, wie eine Erinnerung an Menschen, an Maschinenteile, an Gebäudeteile, innen wie außen, Fotografisches wird gekonnt kombiniert mit zeichnerischem und malerischem Ausdruck!
„Ich treff dich zwischen Fels und Grund“ ist meine Radierung hier links von mir bezeichnet. Eine in der Bildmitte liegende nackte weibliche Figur ist rasch ausgemacht, darüber und darunter, schieben sich verschiedenste Schichten, in Schraffuren und Flächenätzungen angelegt und unterschiedlichen Grau, Rot und Schwarztönen gedruckt. Was macht die Figur da? Sie scheint eins zu sein mit den sie umgebenden Schichten und Spuren, sie scheint mehr zu schlafen als Tod zu sein, Ich treffe dich zwischen Fels und Grund, könnte auch heißen : Alles Fleisch ist wie Gras, wie Jesaja sagt.
Entstanden ist die Arbeit während des zweiten Corona-Jahres, ich sortierte in dieser Zeit mein ganzes Atelier neu und entstanden in dieser Phase eine Menge an Radier-
Collagen, alles aus mehreren Radierungen neu zusammengesetzte Collage-Uniakt-Arbeiten. (Helm Zirkelbach)
Wie schön es ist und wie bereichernd, wenn man im Laufe der Jahre die Künstlerinnen und Künstler an ihren verschieden Zeichen -und Malstilen, an ihren Skulpturen, an ihrer Formensprache erkennt, diese möchte ich nicht vergessen zu erwähnen. Und wenn man dann noch die Möglichkeit hat, die Herrschaften persönlich kennenzulernen, dann kommen einem die Kunstwerke der einzelnen Künstlerinnen und Künstler noch schlüssiger, noch authentischer vor.
Und so geht es mir bei den beiden Zeichnungen von Kirsten von Zech Burkersroda, ich erkenne auf anhieb ihren Strich und bin sofort gespannt was sie uns mitgebracht hat. Zum einen sind dies zwei zauberhafte kleine Idyllen mit Hut, ein offensichtlich alter Filzhut wird bewohnt von allerlei Zechschen- Lebewesen, meist eine Erfindung der Künstlerin aus Mensch und Vogel.
Das zweite Bild direkt daneben, bestehend aus 20 kleinen Zeichnungen, die zu einer Art freier Bildergeschichte zusammen gefügt sind, das Bild ist überschrieben mit: „Krikel-Krakel zu Freud und Leid“ um das alles zu beschreiben, was sich darauf abspielt, dazu fehlt mir hier die Zeit. Aber sie können gleich im Anschluss an meine Einführung hier bestaunen, wie hier geschmust, gekämpft, sich geschubst und miteinander um das Leben schlechthin gerungen wird. Wunderbar!
Mit „Gaslight 2 und Gaslight 4“ zeigt uns Renate Vetter die abstrahierte Darstellung eines Gasherdes, einer Gasflamme. Dazu hat die Künstlerin einen Text verfasst, den ich ihnen nicht vorenthalten möchte:
„Die ganzen Jahre über war der Gasherd ein wichtiges, hilfreiches und unbeschwertes Gerät, um mein Essen zu kochen.
Mit Beginn des Ukrainekrieges vor fast 2 Jahren und durch die Abhängigkeit zum russischen Erdgas hat sich das Verhältnis zum Energieträger Gas völlig verändert. Was jahrelang propagiert und beworben wurde, gilt nun nicht mehr. Für Menschen die mit Gas Kochen und heizen hatte das entsprechende Auswirkungen. Gleichzeitig gibt es den Begriff „Gaslighting“, benannt nach dem Theaterstück „Gaslight“ des britischen Autors Patrick Hamilton aus dem Jahr 1938.
Damit wird eine Situation bezeichnet, wenn jemand bewusst und gezielt die Selbstwahrnehmung eines Menschen erschüttert durch Lügen, Verdrehungen und Unterstellungen.
Auch in der psychologischen Kriegsführung dient Gaslithing als Methode der Meinungsmanipulation und Propaganda.
Direkt davor, vor den beiden Gaslight-Bildern von Renate steht die vierteilige Skulptur von Margot Spuhler, auch sie reagiert mit ihrem Arrangement von Vorgefundenen alten Werkzeugteilen und gefertigter Keramik auf momentan vorherrschende Krisen unserer Tage. „Verlassenes Land“ nennt sie ihre Arbeit, die Behausungen ähnlichen Tonteile, sehen aus wie durch Verwüstung verbrannte Ruinen, und die Eisenteile stehen da wie die Überreste einer einst gesunden und reichhaltigen Kultur.
Ein weiters Arrangement von Fundstücken nennt die Künstlerin „Einöde“. Ein Frucht und Blattloser Baum, weiß gekalkt, bildet das Zentrum, gefasst von zwei Steinblöcken. Eine schwere wird hier ausgestrahlt, nichts was einen empfängt, nichts freundliches, nichts menschliches , aber auch eine Stille Landschaft im Winter und möglicherwiese ist der Baum nicht tot, sondern trägt das neue aufkeimen im Frühling immer noch in sich!?
Ähnlich dem kleinen Siebdruck von Gisela List, geht Renate Quast vor, allerdings zerlegt sie fotografisch ein nicht identifizierbares Objekt und beleuchtet es von allen Seiten her, sie stellt dadurch eine Art von Gleichzeitigkeit her, ich bin zeitgleich von Oben, Unten, von allen Seiten her Sichtbar und du kommst doch nicht drauf was sich bin, scheinen die beiden Fotoarbeiten mit dem Titel UMSCHICHTEN I & II unentwegt zu sagen. Hat die Künstlerin ihr Atelier aufgeräumt und umgeschichtet? Sicher nicht, diese beiden Fotoarbeiten sprechen vielmehr von Wahrnehmung von Raum zum Inhalt und sie knüpfen Verbindungen zur Architektur, durch unentwegt andere Betrachtung des selben Objektes, ergibt sich ein mehrdeutiges unbestimmtes Bild.
Wie ein „Mosaik“ und so lautet auch der Titel, wie ein Mosaik setzt Roswitha Zeeb 5 kleine Bildteile zu einem größeren zusammen. Und vermutlich ging es der Künstlerin ähnlich wie mir, das sie im Atelier klar Schiff gemacht hat und aus ihrem Schubladenfundus vielerlei Material zusammengesucht und neu gestaltet hat, und die unterschiedlichen Teile sich zu einem neuen Ganzen finden. Wir befinden uns in der Landschaft, Bäume, Äste, Berge und Täler schieben sich vor und übereinander, aber auch undefinierbares wird sichtbar. Ein wenig wirkt es so als ob uns die Künstlerin von Bild zu Bild ( wenn ich oben beginne), von Bild zu Bild näher an die Landschaft, wie ein Zoom heranrücken lässt und je näher wir dran sind umso mehr entzieht sich uns die Gegenständlichkeit.
Ein Vielschichtiges Übereinander und friedliches Miteinander herrscht bei Susanne Gaylers Bildern,
rechts der kleinen Ausgangstüre, und mit „Algenrausch“ und „Sonnenwaage“ GIBT UNS DIE Künstlerin zwar Begrifflichkeiten in die Hand, die uns aber nicht so richtig weiterhelfen, es bleibt nicht aus den Blick tiefer gehen zu lassen und auf Entdeckungsreise zu gehen. Freie Organische Formen wie wir sie unter dem Mikroskop erblicken, treffen auf Pflanzliche Zellen, alles atmet Licht, transparente Farbigkeit, wie eine große gelbe brüchige Zellmembran erscheint uns diese Sonnenwaage, alles scheint von Flüssigkeit, von Wasser oder Plasma durchdrungen, ist womöglich schon im nächsten Moment schon ganz anders? Schauen wir also rasch nochmal hin!
Aus der Serie „Viel-Schichtig“ 1 – 4, betitelt Wolfgang Stöhr seine Vierergruppe von Zeichnungen. Meist sind die Dinge bei ihm schon von Natur aus Vielschichtig, weil oftmals sich mehrere Papiere übereinander befinden. Gerne beginnt der Künstler mit einem Flecken, lässt ihn stehen, trocknen und wendet sich einen zweiten, dritten und vierten Blatt zu, um danach wieder beim ersten fortzufahren.
Was jetzt beginnt bindet den Künstler, er muss entscheiden, mache ich einen Kringel mit dem Rotstift, setzte ich einen grauen Haken oder lasse ich eine menschliche Figur entstehen, ist eine schnelle Lösung nicht in Sicht, lässt er das Bild, die Zeichnung ruhen. Der Künstler sagt: „Gute Kunst ist immer vielschichtig, weil sie einen tiefer blicken lässt, weil sie einem unter die Haut geht!“
So kommen wir zum letzten Bild der Ausstellung, nicht aber zum letzten Kunstwerk!
Hans Gunsch zeigt uns links der Eingangstüre zum großen Raum, eine vermutlich weibliche Figur, die gebückt ihr langes rötliches Haar, vor olivfarbenem Hintergrund, über fast die ganze Bildfläche fallen lässt. Ein eingefrorener Moment, den in so einer Haltung verbleibt man nicht lange. So heißt die Arbeit auch Momentum II -2, die Ziffern lassen darauf schließen das es noch Varianten zum Thema, oder zur haarigen Situation gibt. Mein Erster Gedanke, als ich das Bild beim Aufbau gesehen habe war, aha Rapunzel war Rothaarig? Der Künstler aber schert sich wenig um solche Interpretationen, er sagt:
Meine Bilder sind bedeutungsoffen und insofern vielschichtig, da jeder Betrachter seine eigene Geschichte darin finden kann, zugleich sind sie viel und mehrschichtig in der Malweise, da ich nicht pastos, sondern lasierend arbeite.
Birgit Hartstein hat neben ihrer kleinen Grafik noch ein von der Decke abgehängtes Mobile mitgebracht. Im Räderwerk ist es Übertitelt. An einem alten großen Kleider- oder Wäschebügel hängen beidseitig bedruckte Seidenpapiere, durchs flüssige Wachs gezogen bekommen sie einen seidigen Glanz. Jeder befindet sich in seinem persönlichem, vielschichtigen Räderwerk, geprägt durch Herkunft, Kultur, Bildung, Familie, Beruf, Tradition etc.etc, sagt die Künstlerin. Daraus auszubrechen ist für niemanden leicht. Wir erkennen Zahnräder die ineinander greifen und sich anstelle des Gehirns eines menschlichen Kopfes befinden. Das ausgelagerte Gehirn denkt derweil an einem Drahtbügel hängend über die möglicherweise ausweglose Situation nach, ein Totenschädel ist in unmittelbarer Nachbarschaft. Tja manchmal scheint einem alles zu viel zu werden, aber so ist nun mal, wir alle sterben bald, so ist eigentlich nichts wirklich wichtig, warum also nicht einmal ruhig alles Versuchen, um unseren eigene Sinn in unser Leben zu bringen?
Und um „Selbstfindung“ geht auch bei Jutta Peikert in ihrer Keramikskulptur. Sie fragt frei und frech: WO bin ich? Was bin ich? Wer bin ich?
Vier tonfarbene Figuren stehen oder liegen um oder auf einem Kermikblock, und möglicherweise stellen die Vier sich genau diese großen Lebensfragen? Wer bin ich und was tu ich hier, liegend auf einem großen Stein, einem großem Klumpen von Lehm? Ist das eine Art Maske unterhalb der liegenden Figur oder eine Art Spiegel? Um was geht es hier, tja Selbstfindung heißt die Arbeit. Ist es nicht auch die Aufgabe
des Künstlers und der Künstlerin, sich mit solchen Fragen zu beschäftigen, und ist es nicht die Aufgabe von uns allen? Ist das Leben nicht eine ewige Pilgerschaft zu sich selbst. Auch der bereits erwähnte Whitman stellte sich diese EWIGE Frage nach dem Selbst. Das schöne daran, das er imstande war sein eigenes Ich als eine Brücke zu all den anderen Ichs zu gebrauchen.
Auch Ulla Frenger hat eine aus Paperclay bestehende Skulptur mitgebracht und ich frage mich, Wie viele Stränge aus dem weißen Material mögen das sein? 150, 200 oder 500? Jedenfalls ein Unzahl davon, ein wirres und irgendwie doch ordentliches Gebilde, denn alle Seiten sind gleich betont, nirgends eine Anhäufung der weißen Kabel, es scheint ein ausgeglichenes wunderschönes Chaos ohne Titel zu sein.
Ist es ein Netz, eine Verkabelung, sind es Synapsen, es scheint jedenfalls voller Energie zu sein, auch wenn manche der einzelnen Stücke nur sehr kurz und sozusagen nicht connected sind. Können wir uns ein Kabelloses leben oder auch nur einen Tag ohne Kabel, auch im Zeitalter der Cloud noch vorstellen, wohl kaum.
„Früher als die Bäume noch grünten“ so lautet der Titel der Astinstallation von Regine Krupp-Mez, die sie sicher nicht übersehen konnten wenn sie den großen Raum betreten haben, hängt sie doch direkt über dem Eingangsbereich. Als die Bäume noch grünten, ist eine Gedichtesammlung von Friedericke Mayröcker überschrieben, an den sich die Künstlerin anlehnt.
„Malend, zeichnend, formend, suchend, wirbeln Gedanken, gleich Blättern von Bäumen geweht, durch die Luft, sagt die Künstlerin, darauf Texte von Menschen erdacht, die nach Worten suchten und sie fanden und mit deren Bedeutung in gegenwärtige Fragestellungen ragen.“
Die vom Ast herabhängen Gedanken auf Papieren erinnern mich an ein Kinderspiel meiner Mutter, die in einem kleinen Dorf mit nur ein paar Höfen, im Böhmerwald aufgewachsen ist, dort hängten die Kinder im Winter an einen kahlen Baum ihre Wünsche auf kleinen Zetteln dran, möglicherweise ihre Weihnachtswünsche, leider gab und gibt es davon Fotos, und so hatte ich im Laufe der Jahre eine immer neue Vorstellung von diesem „Baum Der Wünsche“. Dein Ast liebe Regine ist eine ganz neue Variante davon.
Das ist es! Meine Damen und Herren, wir sind durch, ich bin durch und sie sicherlich auch!
Ich danke vielmals für ihre Aufmerksamkeit und ihr Geduldiges Zuhören!

Renate Vetter 

"Freies Geleit"

26. 11. 2023 bis 17. 12. 2023

 

 

 

Reutlinger Generalanzeiger vom 29. 11. 2023

Susanne Gayler

"Zwischendrin ein Regenbogen"

 

29.10.2023 - 19.11.2023

 

 

 

GEA-Ausstellungsbesprechung

KunstBetrieb

im Kulturhaus BT 24 . Albgut Münsingen

27. 10. bis 29. 10. 2023

Reutlinger Radierwerkstatt

"DRUCK-FEST"

28. 09. 2023 - 23. 10. 2023

 

"WUCHERNDES DURCHEINANDER"

Ulrich Koch

22. Juli bis 30. August 2023

 

"Wasserwelten"

Birgit Hartstein

25. Juni bis 16. Juli 2023

 

 

GEA-Bericht vom 26.06.2023

"Entrückungsmaschinen"

Reinhard Köhler

21. Mai bis 18. Juni 2023

 

 

 

GEA_Rezension vom 24. 05. 2023

Doris Knapp zum 100.

Malerei, Aquarelle, Zeichnungen 11. März bis 17. Juni in der GEA-Redaktion

Radierungen 06. April bis 07. Mai in der Pupille

Gudrun Heller-Hoffmann

"COLOURS and STRIPES"

Abstrakte Fotografie

 

5. März bis 2. April 2023

 

 

GEA-Ausstellungsrezension vom 07. März 2023

Jubiläumsausstellung 15 Jahre Pupille

"momentaufnahme"

aktuelle Arbeiten der Pupillemitglieder

 

15. Januar 2023 bis 19. Februar 2023