derzeitige Ausstellung in der Pupille:
"Perspektivwechsel"
Malerei
Sebastian Lorenz
13. 04 . bis 11. 05. 2025
weitere Ausstellung:
Einführungsrede zur Ausstellung der Pupille
„Zeiten & Räume“ – Malerei, Grafik, Skulptur
im Kulturhaus Klosterkirche Pfullingen
Von Florian Stegmaier
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kunstschaffende,
Ich möchte Ihnen eine kleine Szene ins Gedächtnis rufen. Eine Bühnenszene. Da stehen sich zwei Männer im bedeutungsschwangeren Gespräch gegenüber. Ein Älterer und ein Jüngerer. Der Jüngere sagt:
„Ich schreite kaum, – doch wähn' ich mich schon weit.“ Darauf der Ältere: „Du siehst, mein Sohn, zum Raum wird hier die Zeit.“
Diese berühmte Szene aus Richard Wagners „Parsifal“ möchte ich der folgenden Betrachtung als Leitmotiv voranstellen: zum Raum wird hier die Zeit. Eine Szene zwischen Parsifal und dem Gralsritter
Gurnemanz, die uns einerseits auf die metaphysische Dimension der Kunst hinweist – also z. B. auf das Vermögen ästhetischer Erfahrung, das profane Gefüge von Raum und Zeit zu erweitern, zu
überschreiten. Eine Szene, die uns aber auch darauf aufmerksam macht, dass Zeit mehr sein kann als die blinkende Digitalanzeige des Radioweckers; dass Raum viel mehr sein kann als die vom Navi
berechnete Route zwischen A und B. Und mit diesem Leitmotiv im Hinterkopf möchte ich mich mit Ihnen dieser Ausstellung nähern.
Wie nun die Zeit zum Raum, zugleich der Raum verzeitlicht werden kann, das sehen wir in den beiden Arbeiten von Uta Albeck mit dem Titel „Bewegung“. Eine Vielzahl kleiner, mit meditativer Andacht
gesetzter grafischer Gesten tragen flimmernde Dynamik ins Blatt, die sich zugleich so weit verdichtet, dass wiederum Ruhe einkehrt. Der Raum erscheint als bewegte, pulsierende Fläche, die einem
zeitlichen Verlauf zu unterliegen scheint. Damit begegnet die Künstlerin nicht nur einer gestalterischen Fragestellung mit frappierender Konsequenz. Es gelingt ihr, Raum und Zeit auch qualitativ
zu verbinden und zur ästhetischen Einheit aufzuheben.
Eine Verwandtschaft sehe ich dabei zu den beiden Kaltnadelradierungen von Renate Zeeden, die die Titel „Lebenswege“ tragen. Die Künstlerin erinnert uns daran, dass selbst die Zeit ein kulturelles
Artefakt ist, insofern sich im westlichen, abendländischen Kulturkreis eine Vorstellung und wohl auch ein Empfinden von Zeit durchgesetzt hat, das den Zeitverlauf als linear gerichteten Prozess
versteht – als einen Zeitlauf, der nicht umkehrbar ist. Dem tragen die Radierungen künstlerisch Rechnung: sie führen strukturell dicht gesättigte, sich kreuzende, gleichwohl kompakt bei sich
bleibende Formen vor Augen, die sich zielstrebig ihren Weg durch den Raum bahnen.
Wenn man von der Zeit als kulturellem Phänomen spricht, dann kommt man nicht umhin, gerade die Klöster als diejenigen Orte zu würdigen, die entscheidende Beiträge zur Zeitmessung und damit auch
zum Zeitempfinden geleistet haben. Denn die Ordnung der
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Liturgie und das strenge, regelbasierte und durchgetaktete Leben innerhalb der Klostermauern erforderte ein präzises Wissen um die Bestimmung der Zeit.
Insofern finde ich es sehr spannend, dass Kathrin Fastnacht in ihrer Siebdruckserie mit dem Titel „Klosterkirche“ dem zeitlichen Wandel unseres heutigen Ausstellungsraumes nachgeht und die
Umbauten, Veränderungen und Teilabrisse reflektiert, die die Klosterkirche der Klarissen im Lauf der Jahrhunderte erfahren hat. Die Kubatur, also das messbare Volumen eines Bauwerks, wird
künstlerisch als Funktion der Zeit betrachtet, in seiner vermeintlichen Statik relativiert und im Lauf der Zeit verflüssigt.
Da sind wir wieder auf dieser linearen, chronologischen Zeitschiene. Doch die christliche, vormoderne liturgische Tradition hat auch Formen und Techniken der Ordnung von Zeit entwickelt, die den
Menschen an den geistigen Raum rückbinden. Die das Fortschreiten der Zeit in den Zyklus von Werden, Vergehen und Wiederkehr einbinden.
Ich denke dabei an das Medium des Stundenbuches, mit dem sich Helm Zirkelbach in einer druckgrafischen Reihe mehrfarbiger Radierungen ebenso kontinuierlich wie intensiv auseinandersetzt. Auch in
den hier zu sehenden Exponaten begegnen wir wieder der charakteristischen, auf das Stundenbuch formal Bezug nehmenden Blatteinteilung, die uns als dynamische und kontrastreiche Komposition
gefüllter Einzelfelder begegnet und die eine Reflektion über Glauben, Zeit und den Fluss der menschlichen Existenz in Gang setzen und mit ihren wiederkehrenden Impulsen auch in Gang halten.
Freilich – mit dem Übergang zur säkularen Moderne ging weiß Gott manche Verwerfung einher, auch sozial und mental. Darauf lenkt Christine Ziegler den Blick. Wie Altes, Gegebenes, Vorhandenes der
neuen Zeit zurechtgestutzt wird; wie bestehende Normen und Regeln aufgeweicht und die Dinge eben so hingezogen werden, wie sie gerade gebraucht werden – zu diesem zeitlosen und zugleich
tagesaktuellen Phänomen liefern ihre Textilobjekte einen überaus anschaulichen Kommentar, indem sie ihre passend gemachte Verfasstheit offenkundig ausstellen, sich ihren Betrachtern als auf Dauer
gestellte Provisorien zeigen.
Mit dem Übergang zur säkularen Moderne hat sich zudem das unbarmherzige Ticken der Uhr zum lebenstreibenden Taktgeber entwickelt. Ein Ticken, das immer schneller wird. Vater Chronos war immerhin
so gnädig, seine Kinder zu verspeisen. Die heutigen Herren der Zeit quetschen das Leben aus, spannen den Menschen ins Räderwerk und errichten da, wo ein menschengemäßer Lebensraum sich entfalten
sollte, eine Diktatur der Effizienz, die selbst Raum und Zeit der Logik warenförmiger Vermittlung unterwirft und ins Joch ökonomischer Verwertbarkeit zu spannen sucht. Mit verheerenden Folgen,
subjektiv wie global.
Weshalb in dieser Ausstellung Birgit Hartstein zu Recht sagt: „Die Uhr tickt“ und mit ihrer so betitelten Arbeit auf die sekündlich sich verschärfende Diskrepanz hinweist zwischen der kürzer
werdenden eigenen Lebenszeit und den immer enger werdenden Räumen, die vielleicht gerade noch für Handlungen zur Verfügung stehen, um etwa globalen menschheitlichen Bedrohungen wie der Klimakrise
zu begegnen. Zugleich weist uns die Künstlerin aber auch mit ihrer Arbeit „Leben“ darauf hin, wie der Übergang von Zeit in Raum zur biografischen Qualität werden kann, indem er sich in einer
organisch
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ineinandergreifenden Abfolge einzelner Lebensphasen, Lebenssphären Ausdruck verschafft: Kindheit, Jugend, Erwachsen-Sein und das höhere Alter.
Auch Hans Gunsch gibt uns ein eindrückliches Beispiel dafür, wie Kunst und menschliches Leben ineinandergreifen. Sein Triptychon thematisiert Kontraste der Malerei: hell-dunkel, rechts-links.
Inhaltlich geht es um den Kontrast von Nähe und Distanz. Seine dreiteilige Komposition ist einem künstlerischen Prozess geschuldet, der Produktion und Reflektion aufs engste verschränkt. Eine
Qualität, die auch wir als Betrachter aktiv aufgreifen können. In der zwillingshaft anmutenden Gegenüberstellung der Portraits vollzieht das Werk eine ästhetische Vermessung desjenigen Raumes,
der als Ort zwischenmenschlicher, sozialer Interaktion zwischen Mir und meinem Gegenüber liegt. Substantiell kommt zugleich auch derjenige innere Raum von Nähe und Distanz zur Geltung, den der
Einzelne stets für sich zu erkunden hat und der dem Umgang mit sich selbst und mit den Anderen als Urphänomen zugrunde liegt.
Auch in den Exponaten von Izumi Yanagiya treten uns Zeit und Raum als Träger sozialer Qualitäten gegenüber. Ihre rasterförmig angeordneten Boote aus japanischem Verpackungspapier stehen für die
Bewegung im Fluidum von Raum und Zeit und symbolisieren den kleingliedrigen, gleichwohl strukturierten Transfer in einer bunten, vielfältigen Gemeinschaft. Das bekräftigen auch ihre filigranen
Papierarbeiten, die sich trotz oder gerade ihrer Verletzlichkeit wegen im Raum öffnen, den titelgebenden „Dialog“ suchen und dabei ähnlich wie Wolken in ein feines, lebendiges Spiel mit dem Licht
eintreten.
Stichwort Licht: Nun begegnen uns auch einige Exponate, die mit fotografischen Verfahren arbeiten. Doch sie bleiben nicht bei der klassischen Fotografie stehen. Vielmehr öffnen sie sich in
Richtung malerischer Gesten, fügen Schichten hinzu, verwischen Grenzen, laden den Bildraum auf. Genau darin liegt ein besonderer Reiz: Denn die Fotografie selbst ist bereits ein Medium, das wie
kaum ein anderes zwischen den Dimensionen von Raum und Zeit vermittelt. Die Fotografie hält die Zeit nicht nur an – sie macht sie sichtbar, indem sie ihr einen Raum gibt. Sie hält einen
flüchtigen Moment fest – meist nur einen winzigen Ausschnitt der Zeit – und bringt ihn zur Darstellung auf einer Fläche, in der sich Linien, Formen und Licht zu einer räumlichen Komposition
fügen. Zeit wird angehalten – und verwandelt sich in Raum. Einen Raum, der gebaut ist aus Räumen der Perspektive, aus Blickwinkeln, aus Räumen der Entscheidungen – für die Künstler wie für die
Betrachter. Und er eröffnet seinerseits neue Zeiten: die Zeit des Betrachtens, die Zeit des Erinnerns, die Zeit des Deutens.
Ich denke dabei an die abstrakten Kompositionen von Gudrun Heller-Hoffmann. Die fotografische Oberfläche wird überarbeitet, erweitert, transformiert. Was ursprünglich hätte dokumentarisch
erscheinen können, wird nun poetisch, vieldeutig, offen. Fotografie nicht mehr nur als ein abbildendes Zeugnis der Vergangenheit, sondern als ein neuer ästhetischer Möglichkeitsraum, der sich der
Malerei gleichwertig zur Seite stellt.
Überhaupt verwandelt das Hinzutreten der Malerei, das Hereinwirken genuin malerischer Qualitäten das fotografische Bild gleichsam zur regelrechten Zeitlandschaft. Wie etwa in den Arbeiten von
Christine Dohms. Eine von ihnen trägt den poetischen Titel „Der sich vor
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Licht verlor“. Schon dieser Titel verweist auf einen Zustand des Übergangs – ein Verschwinden nicht im Dunkel, sondern im Licht. Das Werk, das aus dem größeren Zusammenhang der „Lightscapes“
(also: Licht-Landschaften) stammt, besteht aus übereinandergeschichteten Fotografien von Wasserbewegungen und Pflanzendetails. In ihrer Transparenz leuchten die Bildebenen ineinander – ähnlich
wie in der Lasurmalerei. Jede Schicht trägt ihre eigene Zeit: einen Moment, einen Lichtstand, eine Bewegung. Doch im Zusammenklang entsteht ein Bild, das keine konkrete Zeit, keinen fixierten Ort
mehr kennt – sondern eine dichte, malerisch reiche, gleichwohl schwebende, atmende Bildwelt, die sich bei aller motivischen Wiedererkennbarkeit doch dem deutenden Zugriff entzieht.
Auch die Radierungen von Renate Quast entstehen auf der Grundlage fotografischer Aufnahmen. Ihre Werkreihe trägt den Titel „Labyrinthe“ – ein Begriff, der nicht nur auf räumliche Verschlungenheit
verweist, sondern auch auf das bewusste Durchmessen von Zeit und Erfahrung. Das Fortschreiten im Raum entspricht einer Entwicklung im Bewusstsein. Genau wie bei Parsifal. Spuren äußerer Bewegung,
Wege, Richtungswechsel – sie erscheinen im Bild nicht nur als visuelle Zeichen, sondern als Resonanzen seelischer Prozesse. So verbinden sich in diesen Arbeiten Raum und Zeit zu einem komplexen
Gewebe, in dem das Sichtbare auf Erlebtes, das Konkrete auf das Innere verweist– und in denen Orientierung und Verirrung, Erinnerung und Gegenwart innig miteinander verschlungen sind.
Eine solche Gegenwart der Erinnerung ist beileibe kein Selbstläufer. Dass die Erinnerung die Zeit übersteht, dafür braucht es räumliche Medien des Speicherns und des Aufbewahrens. Das rückt uns
Margot Spuhler ins Bewusstsein, etwa mit ihrem selbst so archaisch, zeitenthobenen „Alten Speicher“, der mir wie ein Arche Noah inmitten der flutenden Zeit erscheint. Und manchmal brechen solche
Zeitkapseln auf und gewähren unverstellten Einblick in ansonsten untergangene, verschüttete Zusammenhänge. Die Künstlerin erinnert uns an den spektakulären Fund der Qumran-Rollen am Toten Meer.
Spektakulär sage ich, denn mit einem Fund wie in Qumran gerinnt die Zeit zur Materie. Geschichte wird fassbar – nicht nur als Text, sondern als Körper im Raum. So wird deutlich: Raum bewahrt Zeit
– und manchmal verdanken sich solche konservierenden Zeit-Räume den schrecklichsten Katastrophen.
Jutta Peikert zeigt uns den räumlichen Nachhall eines Lebens, das in der Form erstarrt und erstickt ist. Sie zitiert den Untergang Pompeijs im Jahr 79 n. Chr. und verweist auf die archäologisch
zunächst so rätselhaften Hohlräume im Boden der Stadt, die sich – nachdem man sie ausgegossen hatte – als die Umrisse der kauernden, sterbenden Bewohner vor rund 2.000 Jahren erwiesen.
Dem Tod als erstarrte Leerstelle des Lebens stellt Ulla Frenger ein künstlerisches Gegenbild zur Seite, in dem sich die Lebenskräfte zu organischen Strukturen verdichten, miteinander in
Tuchfühlung treten und einen Fluss an Kräften entfalten aus dem, so verstehe ich die Künstlerin, die Zeit als Geschaffenes selbst hervortritt.
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In diesem Zusammenhang sind es die Skulpturen von Wolfgang Schaller, die uns mit Titeln wie „Reaktion“ und „dynamische Schleife“ daran erinnern, dass die an sich unsichtbaren Kräfte und Energien
konkrete Spannungen und Wirkungen zeitigen, die mit ebenso frappierenden wie faszinierenden ästhetischen Folgen einhergehen. Der Bildhauer bringt in diesen plastizierenden Formkräfte diejenigen
Energien zur Entladung, die er zuvor im Medium der Zeichnung kinetisch, dynamisch angestaut hat.
Dem Walten und dem gestalterischen Wirken elementarer Kräfte in der Natur geht auch die Malerei von Karl Striebel nach. Seine drei Bildtafeln – die hier als Triptychon zusammenklingen, aber auch
je für sich stehen können – verweisen mit ihrer sich tief ins Wesen der titelgebenden „Sommerzeit“ hineinfühlenden malerischen Anmutung zudem auf die zyklisch wiederkehrende Beständigkeit der
Zeit – wie sie gerade in der Natur schaffend wirksam ist.
Und auch Regine Krupp-Mez stellt uns eine räumliche Verdichtung von Lebenskräften vor Augen, die sich in einer intensiv wuchernden Flora Ausdruck und Gestalt verschaffen. Dämmriges Grün, Wurzeln,
Moose – der Blick verliert sich in diesem Fleckchen Waldboden, der so lange Zeit benötigt hat, so zu werden, wie er jetzt ist. Und das titelgebende „Zeitgefühl“ beginnt zu changieren zwischen der
vorübergehenden Episode des eigenen Verweilens und den langen beständigen Zeitspannen, die der Natur zu eigen sind und denen gegenüber der Mensch eigentlich mit Einsicht in seine eigene
Vergänglichkeit reagieren, sich in Demut üben sollte.
Daran gemahnt uns auch der prächtige „Schneckenkönig“ im Diptychon von Roswitha Zeeb. Denn schon vor unvorstellbaren 420 Millionen Jahren lebten gehäusetragende Schnecken, die wie ihre heutigen
Artgenossen während des Wachstums auch Windung um Windung ihr eigenes Haus vergrößerten. „Schneckenkönige“ sind ein sehr seltenes Phänomen, insofern deren Gehäuse linksgewunden, also in
spiegelbildliche und nicht arttypische Richtung gewunden sind.
Solche großen Zeithorizonte jenseits menschlicher Vorstellungskraft begegnen uns auch prägnant in den Arbeiten von Renate Vetter. In den unfassbar langen Zeiträumen der Erdgeschichte vollziehen
sich bis heute zyklische Prozesse eines ständigen Aufs und Ab. Der Bildung von neuem Land folgt dessen Abtragung und dann wiederum eine Neubildung. Diesen periodischen Verläufen des Aufbaus und
des Schwindens lebenstragender Substanz spiegeln sich im künstlerischen Arbeitsprozess wider, der vom wiederholten Schichten und Abtragen der Erdpigmente geprägt ist.
Den Bild-Raum stellt Margarete List in den Mittelpunkt, indem sie mit der Technik der Collage, dem Malen, Schneiden und Kleben, den Raum des Bildes auf seine formalen Gesetzmäßigkeiten hin
befragt und in der Reduzierung der künstlerischen Mittel auf ein Wesentliches zugleich die Möglichkeiten des ästhetischen Raumes aufschließt und die Komplexität der Bildaussage erhöht.
Stärker an der Gegenständlichkeit lotet Günther Sommer den Raum des Bildes als eine Zone der Verwandlung aus, in der das gegenständliche Motiv vom Sog der Malerei erfasst, ein Stückweit von der
Realität entkoppelt wird und zum Spielball zeichnerischer und malerischer
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Gesten wird. An die Betrachter ergeht das Angebot, den Gegenstand immer wieder neu als Bildrätsel aufzufinden, immer wieder neu sich zu erschließen.
Die Zone der Verwandlung möchte ich zum Abschluss als rundendes Motiv aufgreifen. Sie erinnern sich des eingangs erwähnten Gesprächs zwischen Parsifal und Gurnemanz. Die Szene geht so weiter,
dass nun beide sich Richtung der Gralsburg bewegen. Was aber nur möglich ist, weil sich die gesamte Umgebung grundlegend verwandelt. Weil sich der Raum verwandelt. Wo Wald und Felsen waren,
öffnen sich nun Wege und Gänge. Die Worte Gurnemanz’ – „zum Raum wird hier die Zeit“ – markieren also eine Schwelle: Parsifal tritt in eine andere Wirklichkeit ein, die nicht mehr nach den Regeln
der profanen Welt funktioniert. Und dieses raumöffnende Erlebnis des Durchbrechens, das ist wiederum eine genuin ästhetische Erfahrung.
Eine Erfahrung, die wir hier erüben können, und die einige der hier versammelten Exponate auch explizit ausstellen. Gisela Achour wagt den titelgebenden „Aufbruch“, der sich in ihrem Bild in
seiner ganzen semantischen Fülle zeigt: als Übergang in neue Gefilde, ebenso als raue, aufgebrochene Qualität einer porös gewordenen Bildoberfläche.
Elke Roth bricht mit ihren neuen Bildobjekten „Raumzeit 1 und 2“ den physischen, erdverhafteten Raum auf und eröffnet Durchgänge auf den imaginativen, geistig zu erfahrenden Raum dahinter.
Ein Raum, der vielleicht in den Bereich einer ästhetisch zu erlebenden Wahrheit führt, so wie es Gabriele Seeger in ihren Gemälden „Stille wohnt in blauen Räumen“ erhofft, in denen die Farbe –
nun ganz zur imaginativen Kraft erhoben – als ein unendlicher Raum erfahrbar wird.
„Zum Raum wird hier die Zeit“ – für Parsifal vergeistigt sich die Zeit, wird zum Raum, in dem das Erleben eines Mysteriums möglich wird. Und vielleicht kann auch für uns die Zeit zum Raum werden,
hier und jetzt. Vielleicht eben dort, wo die Kunst uns anschaut, und wir beginnen, zurückzublicken.
Ausstellungen 2025 in der Pupille:
12. 01. bis 09.02.2025 Jahresausstellung der Kunstschaffenden
16. 02. bis 09. 03. 2025 Günther Sommer: Rituale? Rituale!
16. 03. bis 06. 04. 2025 Ulrike Holzapfel, Jochen Warth: "In the beginning"
10. 04. bis 27. 04. 2025 "Zeiten und Räume", Pupillekunsttreibende stellen in der Klosterkirche Pfullingen aus
13. 04. bis 11. 05. 2025 "Perspektivwechsel" Sebastian Lorenz
23. 05. bis 15. 06. 2025 "neue Arbeiten" Renate Quast
27. 06. bis 27. 07. 2025 " Vom Ganzen zum Detail" Szolnoker Künstlerin Csenge Barbara Oláh zusammen mit der Stadt Reutlingen
August 2025 Ulrich Koch
September/Oktober Elke Roth
November Roswitha Zeeb und Renate
Zeeden
Dezember Ingrid Swoboda
Ausstellungen 2026 in der Pupille:
11. 01. - 08. 02. Mitgliederausstellung
15. 02. - 08. 03. Gudrun Heller-Hoffmann
17. 03. - 19. 04. Gastausstellung: große Stipendiatenausstellung Stadt Reutlingen
26. 04. - 17. 05. Hans Gunsch mit Gast Junkyu Lim
07. 06. - 28. 06. Gastausstellung: Rolf Naedler und Paolo Moretto vom Kunsthaus Begedorf, Hamburg
05. 07. - 26. 07. Gemeinschaftsausstellung von Pupille-Mitglieder zum Thema 300 Jahre Reutlinger Stadtbrand
02. 08. - 30. 08. noch offen
06. 09. - 27. 09. Regine Krupp-Mez und Wolfgang Schaller
04. 10. - 25. 10. Kirsten von Zech-Burkersroda
01. 11. - 22. 11. Ulla Frenger und Jutta Peikert und Gäste
29. 11. - 20. 12. Izumi Yanagiya
Ausstellungen 2024 in der Pupille:
14. 01. 2024 bis 11. 02. 2024 Mitgliederausstellung - "vielschichtig"
25. 02. 2024 bis 17. 03. 2024 Christine Dohms - "Lightscapes"
07. April bis 28. April 2024 Jochen Meyder "Im Dialog mit Landschaft"
05. Mai bis 26. Mai 2024 Xenia Muscat "Von
Anfang bis Ende"
02. 06. 2024 bis 30. 06.2024 Beatriz Schaaf-Giesser "work in progress"
07. 07. 2024 bis 28. 07. 2024 Gisela List "Drucksache"
04. 08. 2024 bis 01. 09. 2024 Gastausstellung Budapester Künstler "Sensaria"
15. 09. 2024 bis 06. 10. 2024 Gabriele Seeger "Randgebiete"
25. 10. 2024 bis 10. 11. 2024 Karl Striebel "etwas bleibt"
17. 11. 2024 bis 22. 12. 2024 Brigitte Tharin "Asche - Blütenstaub des Todes"
KunstBetrieb 2024 im Albgut Münsingen - Kulturwerkstatt BT 24 01.11. - 03.11.2024
Ausstellungen 2023 in der Pupille:
Jubiläumsausstellung "momentaufnahme" 15. 01. 2023 bis 19. 02. 2023
Gudrun Heller-Hoffmann "COLOURS and STRIPES" abstrakte Fotografie 5.3. - 2.4.2023
Doris Knapp "in memoriam" 06. 04. 2023 bis 07. 05. 2023
Reinhard Köhler, Ulm "Entrückungsmaschinen" 21.05.2023 - 18.06.2023
Birgit Hartstein, "Wasserwelten" 25. 06. 2023 - 16. 07. 2023
Ulrich Koch. "wucherndes Durcheinander" 22.07.2023 bis 30.08.2023
Reutlinger Radierwerkstatt "DRUCK-FEST", 28. 09. 2023 - 23. 20. 2023
Susanne Gayler 25. 10. 2023 - 19. 11. 2023 "Zwischendrin ein
Regenbogen"
Renate Vetter "FREIES GELEIT", 26. 11. 2023 - 17. 12. 2023
KunstBetrieb 2023 im Albgut Münsingen - Kulturwerkstatt BT 24 27.10. - 29.10. 2023
Helmut Anton Zirkelbach
Uracher Str. 25
72829 Engstingen
E-Mail:helmzirkelbach[at]outlook.de
Renate Vetter
Silberdistelweg 22
72770 Reutlingen
E-Mail:renate.vetter@t-online.de
Kunstbetrieb 2022 im
Albgut Münsingen,
hier der Link zum Video:
Link zum RTF1-Fernsehbeitrag über die Ausstellung "Visionen in Weiß"
KunstBetrieb 2021 im Albgut Münsingen, Link zum Video der Vernissage:
gefördert durch die
Stadt Reutlingen
gefördert durch die
Kreissparkasse Reutlingen